Oliver-Weyl.net
|
||
Das Handy - ein Gesundheitsrisiko?Unter den Schlagworten Handystrahlung oder Elektrosmog werden die Gesundheitsrisiken des Mobilfunks seit Jahren kontrovers diskutiert. Neue Forschungsergebnisse bestätigen eine Gefährdung für Dauertelefonierer und stützen die Bedeutung der SAR-Grenzwerte.Wenn man von Handy-Strahlung spricht, geht es rein praktisch gesehen um die Tatsache, dass Mobiltelefone während des Verbindungsaufbaus elektromagnetische Felder herstellen, um in Sendekontakt zur Basisstation bzw. zum Sendemast zu gelangen. Ein Teil dieser elektromagnetischen Schwingungen wird dabei vom Körper des Telefonierenden (vornehmlich vom Kopf) absorbiert. Die derzeitige Vorgabe für den europäischen Markt lautet: So lange die spezifische Absorptionsrate, SAR, den Wert von 2 Watt pro kg Körpermasse (W/kg) nicht überschreitet, stellen Funktelefone kein Gesundheitsrisiko dar und dürfen vertrieben werden. Diese Einschätzung wird auch von einer Darstellung der Weltgesundheitsorganisation gestützt. http://www.who.int/docstore/ Das Faktenblatt der WHO, das man im englischen Original auch auf den offiziellen WHO-Seiten nachlesen kann, stammt allerdings aus dem Jahr 2000. Seither sind neue Studien durchgeführt worden, welche die Risikofreiheit des Mobilfunks in Frage stellen. Neue ErkenntnisseDemenz-RisikoAn der Universität Lund in Schweden hat bereits 2003 ein Wissenschaftsteam um den Neurologen Professor Salford die Auswirkungen schwacher Mikrowellenstrahlungen an Ratten untersucht und eine signifikante Schädigung von Neuronen nachgewiesen. Normalerweise sind diese Zellen von einer sogenannten Blut-Hirn-Schranke (BHS) geschützt. Das Experiment konnte zeigen, dass diese BHS bereits nach einer zweistündigen Dauerstrahlung aufweicht. Infolge sterben ungeschützte Neuronen ab. Sie sind als schwarze Ganglien erkennbar. Die Schlussfolgerungen für den menschlichen Organismus seien noch offen, betonte Prof. Salford, er empfehle jedoch, besonders bei Kindern und Jugendlichen auf eingegrenzten und möglichst strahlungsarmen Handygebrauch zu achten.Das Absterben von Neuronen im Gehirn ist zwar ein Vorgang, der bei erwachsenen Menschen regelmäßig auftritt, in gehäufter Form kann es jedoch zu frühzeitigen Demenzerscheinungen und anderen Fehlleistungen der Hirnfunktionen kommen. http://www.risiko-elektrosmog.de/ Schädigung des ErbgutesIn einer großangelegten Studie, die von 2000 bis 2004 von 12 Forscherteams in sieben Nationen durchgeführt wurde, wurde eine signifikante Schädigung der DNA durch elektromagnetische Strahlung im niedrigen Bereich bewiesen. Die sogenannte REFLEX-Studie untersuchte im Laborversuch verschiedene Zelltypen von Menschen und Ratten. Koordinator der Studie, Prof. Adlkofer, gibt zwar an, dass die Ergebnisse aus dem „Reagenzglas“ noch nicht eindeutig interpretierbar seien, jedoch in bedenklicher Form auf ein Gesundheitsrisiko durch Magnetfelder hinweisen. Zu den Auswirkungen könnten vor allem längerfristige Schäden zählen, etwa ein langfrisitg erhöhtes Krebsrisiko oder Erbschäden in der nachfolgenden Generation. Prof. Adlkofer hat in der EU auf eine weitere Überprüfung der Studienergebnisse gedrängt.http://www.3sat.de/ Auswirkung auf BlutzellenIn einem Jugendprojekt wurden mehr oder weniger per Zufall Auswirkungen des Mobiltelefonierens auf die Anordnung von Blutzellen entdeckt. Bereits 20 Sekunden führten zu einer „Geldrollen“-artigen Verklumpung der Zellen. Die Folgen dieses Effektes wurden bisher nicht untersucht, könnten aber z.B. in einer erhöhten Blutgerinnungsgefahr (Thrombose) bestehen.http://omega.twoday.net/stories/568914/ GehirntumoreDer Verdacht, langfristiger Handy-Gebrauch könnte Gehirn-Tumore, sogenannte Gliome, auslösen, ist bisher von vielen Studien verfolgt worden, doch konnte er bisher nicht eindeutig bestätigt werden. 2006 gelangte eine Studie in Dänemark zu dem verblüffend klaren Ergebnis, dass es signifikant keinen Zusammenhang zwischen dem Mobiltelefonieren und der Krebserkrankung geben soll. Allerdings ist diese Studie und ihre Durchfürhung inzwischen wieder in die Kritik geraten.Ebenfalls aus Nordeuropa stammt eine zweite Studie, die den Zusammenhang zwischen regelmäßiger Mobilfunknutzung und einer Tumor-Entstehung zu beweisen scheint. Aber auch diese steht unter starker Methodenkritik. Als Kompromiss einigen sich Wissenschaftler derzeit auf die Tatsache, dass die Einführung des Handys als Alltagsgegenstand zu kurze Zeit zurück liegt, um bereits gesicherte Erkenntnisse über eine krebsverursachende Wirkung zu erlangen. Von ersten krebsartigen Zellveränderungen bis zum endgültigen Tumorwachstum könnten schließlich mehr als zehn Jahre vergehen. http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/artikel/225/102123/ http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/artikel/58/99958/3/ Sendemaste und schnurlose TelefoneDie These, dass der Sendemast um die Ecke und das schnurlose Telefon den größeren Elektrosmog verursachen, wird von den meisten Wissenschaftlern bestritten. Die gleichmäßigen elektromagnetischen Wellen, die von einem Sendemast ausgehen, sind um ein Vielfaches geringer als die eines aktiven Handys. Die Stärke des Magnetfeldes am Handy ergibt sich vor allem durch die große Entfernung zur Basis-Sation. Aus demselben Grund gilt das schnurlose Telefon, das in der Regel nur wenige Meter von der Basis entfernt ist, auch eher als unbedenklich.Fraglich bleibt jedoch, ob ein Dauerbetrieb und die Summierung einzelner geringer Magnetfelder wie sie auch durch Radio- und Fernsehverbindungen, W-LAN etc. auftreten, am Ende doch zu einer Belastung des Organismus führt. Tipps für den risikoarmen MobilfunkTrotz der neuen Ergebnisse müssen Handy-Besitzer nun nicht in Panik verfallen oder zum Ärger ihrer Familie und Kollegen ganz auf die mobile Erreichbarkeit verzichten. Ein sorgsamer und bewusster Umgang kann die Risiken weitgehend eingrenzen.1.Handy weg vom OhrDie SAR-Werte geben die maximale Absorbtionsrate an, die von einem Mobilgerät erreicht werden kann. Am höchsten ist die elektromagnetische Leistung in der Regel beim Verbindungsaufbau. Ist der Funkkontakt hergestellt, sinkt sie auf das gerade notwendige Maß heraub. Deshalb wird empfohlen, das Handy während des Verbindungsaufbaus vom Körper wegzuhalten und erst bei hergestellter Verbindung ans Ohr zu führen.2.Head-Set oder Freisprech-Anlage nutzenDer Grundsatz des Strahlenschutzes lautet generell: Abstand von der Antenne! Sprechhilfen wie die Freisprechanlage im Auto oder das Headset sind nicht nur bequem, sie reduzieren auch in erheblichem Maße die Absorbtion elektromagnetischer Wellen.3.Für gute Verbindung sorgenDas Handy erhöht immer dann seine elektromagnetische Leistung, wenn die Verbindung schwächer wird. So empfiehlt es sich, im Freien oder am Fenster zu telefonieren. Mobiltelefonate während der Auto- oder Zugfahrt stellen nicht nur ein erhöhtes Verkehrsrisiko bzw. die Belästigung der Mitfahrenden dar – sondern auch eine erhöhte Strahlenbelastung für den Telefonierenden. Das Mobilgerät arbeitet praktisch permanent an der Aufrechterhaltung der Verbindung und liegt damit im erhöhten SAR-Bereich.4.Einfach mal abschaltenEs schont nicht nur Ihre Nerven sondern auch Ihre Gene, wenn sie das Mobiltelefon bei Verhandlungen oder im Theater ganz abschalten. Denn so lange es angeschaltet ist, sendet es, auch wenn Sie nicht telefonieren, in regelmäßigen Abständen Signale an die Basistation. Wenn sie nur die Stumm-Taste gedrückt haben, stört Ihr Handy zwar niemanden mehr, aber ihr Körper absorbiert dennoch alle paar Minuten eine erhöhte elektromagnetische Schwingung.5.Kurz fassenUnter ganz besonderem Risiko stehen notorische Dauertelefonierer. Wie der Befund der Salford-Studie zeigte, führten zwei Stunden elektromagnetischer Strahlung nachweislich zum Absterben von Nervenzellen. Die Gruppe mit dem höchsten Risiko sind dabei Kinder und Jugendliche. Eltern sollten nicht nur zur Vermeidung überhöhter Handy-Kosten gegen ausufernde Telefonate einschreiten, sondern auch zum Gesundheitsschutz ihrer Kinder.6. „Strahlenschützer“ erhöhen das Risiko!Auf dem Markt findet man ab und zu Angebote für strahlenschützende Aufkleber, Kappen etc. Diese Artikel wirken aber schlimmstenfalls kontraproduktiv, da sie die Verbindung zur Basisstation stören und das Handy mit erhöhter elektromagnetischer Aktivität reagiert.7.Wechselwirkungen vermeidenPersonen, die bereits elektromagnetische Geräte am Körper tragen, sollten Handys mit größter Vorsicht verwenden, da es zu Wechselwirkungen und damit zu Störungen der Funktionsfähigkeit kommen kann. Etwa bei einem Herzschrittmacher. Auch hier gilt wieder: Für Abstand sorgen. Auch einige Hörgeräte reagieren sehr empfindlich auf die Handy-Strahlung.8.Auch niedrige Dauerbelastungen vermeidenAuch wenn manche elektromagnetische Wellen zu geringfügig erscheinen, um gesundheitliche Risiken zu verursachen, sollte man Dauerbelastungen vermeiden. Besonders im Schlafzimmer haben weder Basis-Stationen noch schnurlose Telefone etwas zu suchen. Und auch das Handy sollte nachts ausgeschaltet sein.SAR-Werte und der Blaue EngelDer offizielle SAR-Richtwert von 2 W/kg wird von allen marktüblichen Geräten unterschritten. Allerdings konnte die REFLEX-Studie bereits bei 1,3 W/kg erste Zellveränderungen nachweisen.Umweltschützer halten erst einen SAR-Wert unter 0,6 W/kg als unbedenklich. Auf dem Markt findet man derzeit Geräte von 0,16 W/kg bis 1,80 W/kg. Der SAR-Wert eines Handys muss zwar in der Produktinformation angegeben werden, findet sich aber in der Regel nur in der Bedienungsanleitung. Doch die liest man meist erst, wenn das Gerät schon gekauft ist. Bei „Handywerte“ finden Sie die SAR-Werte aller handelsüblichen Geräte schon vor dem Kauf: http://www.handywerte.de/ Tipp: Sie können sowohl nach SAR-Werten als auch nach Herstellern geordnet nach den Produkten suchen. Wie sich die SAR-Werte über die Produkte verteilen, hängt scheinbar von keinem bestimmten Kriterium ab. Sowohl schlichte als auch funktionsreiche Handys weisen zum Teil sehr hohe Werte auf. Auch kann man kaum bestimmte Hersteller mit bestimmten Werten verbinden. So hat die Firma Sony Ericcson eins der strahlenärmsten Handys produziert. Aber auch ein Gerät, das mit 1,80 w/kg bereits in den offiziellen Grenzwertbereich kommt, ist von dieser Firma. Das Öko-Label „Blauer Engel“, das bereits bei anderen Produktgruppen ökologische Unbedenklichkeit kennzeichnet, setzt sich seit Jahren für eine Markierung von Mobiltelefonen unter 0,60 W/kg ein. Doch bis jetzt wird die Initiative von den Herstellern boykottiert. Für einen ersten Durchbruch hat nun die Münchner Kandy Mobile AG gesorgt. Die Kandy-Handys sind für die Familien-Kommunikation konzipiert und gerade im Hinblick auf die jungen Benutzer besonders strahlenarm hergestellt. Sie werden künftig mit dem Blauen Engel-Aufkleber verkauft. http://www.blauer-engel.de/downloads/UmweltzNr19D.pdf (PDF) Insgesamt unterschreiten ca. 33 % der handelsüblichen Mobilgeräte den SAR-Wert von 0,60 W/kg und könnten mit dem Blauen Engel gekennzeichnet werden. Sicher finden Sie darunter ein Gerät, das Ihren Bedürfnissen entspricht. Benutzen Sie es unter Rücksichtnahme auf die oben genannten Verhaltenstipps, sind Sie optimal gegen die Risiken einer Strahlenbelastung durch Ihr Handy geschützt. SAR-Werte - Handy - Handys - Verbindung - Studie
© Oliver Weyl |